
Wechselwirkungen zwischen Gesundheit und Verrentung: Soziale Ungleichheit vor dem Hintergrund einer Anhebung des Rentenalters (GeReAlt)
Kurz-Informationen zum Projekt
Gesundheit ist eine der wichtigsten Determinanten für den Übergang in Rente und für die Lebenschancen nach der Verrentung. Die Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Renteneintritt sind aufgrund gegenläufiger Mechanismen nicht eindeutig: So kann sowohl eine schlechte als auch eine gute Gesundheit dazu führen, dass Personen früher oder aber auch später in Rente übergehen. Daraus ergibt sich, dass der Renteneintritt nicht ausschließlich durch den Gesundheitszustand erklärt werden kann, sondern auch durch weitere Determinanten sozialer Ungleichheit beeinflusst wird. Aber auch die Entwicklung der Gesundheit in Rente muss differenziert betrachtet werden, da sich bei manchen sozialen Gruppen gesundheitliche Einschränkungen vergrößern, sich bei anderen wiederum die Gesundheit verbessert. Neben diesen individuellen Faktoren sind ebenso Einflüsse der Makroebene zu berücksichtigen: In vielen europäischen Ländern, auch in Deutschland, wurde die Altersgrenze für die Regelaltersrente angehoben, was sich wiederum auf die Gesundheit von (zukünftigen) Rentner:innen auswirken kann.
Diese Wechselwirkungen zwischen Gesundheit, Rente und sozioökonomischen Status stehen im Projekt GeReAlt im Fokus. Das Projekt besteht aus zwei Arbeitspaketen, die an der Universität Bamberg und an der TU Dortmund bearbeitet werden. Auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) untersucht das erste Arbeitspaket (1) Determinanten, die zusammen mit einem schlechten Gesundheitszustand den Zeitpunkt der Verrentung beeinflussen, und (2) wie sich Gesundheit und Wohlbefinden in unterschiedlichen sozioökonomischen Gruppen nach Renteneintritt verändern. Das zweite Arbeitspaket untersucht anhand des Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE), ob durch die Erhöhung der Altersgrenze für die Regelaltersrente in europäischen Ländern die Gesundheit und das Wohlbefinden sinken. Ziel ist es, aus den Ergebnissen Handlungsempfehlungen für Politik, Wissenschaft und Unternehmen abzuleiten, die wir in wissenschaftlichen Artikeln, Policy Paper, auf Konferenzen und einer öffentlichen Veranstaltungsreihe kommunizieren.
Informationen zu den Projektmitarbeitenden
Hinter dem Projekt GeReAlt steht ein interdisziplinäres Team, das sich seit vielen Jahren mit Fragen des Alterns, der Gesundheit, sozialer Ungleichheit und Sozialpolitik auseinandersetzt. Die Projektmitarbeitenden vereint das gemeinsame Interesse, gesellschaftlich relevante Fragestellungen mit fundierten empirischen Methoden zu untersuchen und zur Entwicklung politischer Lösungen beizutragen.
Prof. Dr. Martina Brandt ist Professorin für Sozialstruktur und Soziologie alternder Gesellschaften an der TU Dortmund, Prodekanin für Forschung und Sprecherin des HBS-Promotionskollegs „Neue Herausforderungen in alternden Gesellschaften“. Zudem leitete sie die Sachverständigenkommission zum 9. Altersbericht der Bundesregierung und ist als „Area Coordinator Family & Social Networks“ an der zentralen Koordination des Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE) beteiligt. In GeReAlt kann sie ihre Expertise zur sozialen Lage älterer Menschen und deren Lebensbedingungen in die Analyse der Rentenpolitik einbringen und auf ihre Erfahrung in den Methoden der empirischen Alter(n)sforschung zurückgreifen.
Dr. Carolin Kunz ist Principal Investigator (PI) im Projekt GeReAlt sowie forscht und lehrt am Lehrstuhl für Sozialstruktur und Soziologie alternder Gesellschaften der TU Dortmund. Als Gesundheitssoziologin fokussiert sie sich auf das Zusammenspiel von Erwerbsarbeit, Gesundheit und Übergängen in Rente. Durch die Verbindung soziologischer Theorien mit empirischer Analyse von SOEP- und SHARE-Daten möchte sie Mechanismen im Zusammenspiel von Gesundheit und Rentenverläufen identifizieren.
Franziska Colak ist seit April 2025 wissenschaftliche Hilfskraft im Projekt und studiert im Master Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung. Sie ist seit Juni 2023 am Lehrstuhl für Sozialstruktur und Soziologie alternder Gesellschaften der TU Dortmund. Mit der Projektarbeit folgt sie auch ihrem Forschungsinteresse an den Lebenslagen älterer Menschen.
Prof. Dr. Rasmus Hoffmann ist Professor für Soziologie, insbesondere Soziale Ungleichheit an der Universität Bamberg. Er ist im Vorstand der DGS-Sektion Medizin- und Gesundheitssoziologie. Seine Expertise ist im Bereich Demographie und Lebenslaufforschung (besonders im Alter) mit einem Schwerpunkt auf der Interaktion zwischen sozioökonomischem Status und Gesundheit. Er forscht seit vielen Jahren zu gesundheitlicher Ungleichheit im internationalen Vergleich und nutzt fortgeschrittene quantitative Methoden, um komplexe Zusammenhänge zwischen sozioökonomischem Status, Gesundheit und demographischen Entwicklungen zu analysieren. Im Projekt GeReAlt bringt er seine methodische Expertise in der Kausalanalyse sowie seine inhaltliche Perspektive zur Rolle struktureller Ungleichheiten im Alterungsprozess ein.
Tillman Claus ist Doktorand im Projekt. Zuvor legte in seinem Masterstudium in Soziologie (M.Sc.) an der Katholischen Universität Leuven in Belgien den Schwerpunkt auf quantitativen Analysen und Sozialdatenwissenschaft. Seit Februar 2025 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt GeReAlt am Lehrstuhl Soziologie, insbesondere Soziale Ungleichheit an der Universität Bamberg tätig. Dort befasst er sich mit den Auswirkungen von Erhöhungen des Renteneintrittsalters auf soziale, und insbesondere gesundheitliche Ungleichheiten in Europa. Im Rahmen dieses Projekts hat er zum selben Thema an der Bamberg Graduate School of Social Sciences seine Promotion begonnen.
Zum Team der Universität Bamberg:
https://www.uni-bamberg.de/sozungleichheit/